Dienstag, 21. Oktober 2014

Auch die andere Seite vom Land muss man kennen!

Hallo!

Wie ich schon einmal geschrieben hatte, arbeitet meine Gastmama mit anderen Leuten zusammen und hilft dem armen Teil Kolumbiens. Zusammen mit der Mädchengruppe, die sie leitet, hat sie über Monate Spenden gesammelt, in Form von Kleidung, Schuhe, Spielsachen oder auch Dinge für die Schule. Vor Kurzem sind wir dann in ein sehr armes Viertel gefahren in der Nähe Pereiras, wie ich es noch nie gesehen habe. Was mich echt geschockt hatte war, dass dort mitten im Feld dieses Armenviertel ist und ein paar hundert Meter sich dann die ganzen Wohneinheiten mit riesigen Fincen befinden. Wir sind morgens um 9Uhr losgefahren und haben uns an einer Tankstelle mit allen Helfern getroffen. Dabei waren einige Mütter und viele Mädchen der Gruppe. Zusammen sind wir dann über eine unbefestigte Sandstrasse zu dieses Viertel gefahren. Von der Strasse kann man wirklich nicht erahnen, dass sich dort etwas befindet. Wir sind ca. 2 oder 3km mitten ins Feld hineingefahren. Als wir dann dort ankamen, wurde mir richtig mulmig zumute. Die Häuser, die es dort gibt, kann man nicht mal als solche bezeichnen. Aus ein paar Paletten und Baumstämmen mit ein paar Steinen dazwischen sind diese Häuser einfach irgendwie zusammengebaut wurden. Ohne Fensterscheiben und Plastiktüten dienen zum Teil als Fenstervorhänge. Häuser ohne Böden, ohne fliessend Wasser, ohne richtigen Strom, nur von der Grösse von 4x4m. Einige Häuser wurden von den Menschen dort mit Farbe angemalt, dass es wenigstens ein bisschen schöner aussieht. Die Kinder rennen dort durch die Strassen und spielen mit kaputten Bällen oder Plastikflaschen oder sehr alten Spielzeugen und dennoch lachen sie und strahlen eine Lebensfreunde aus, das ist echt unglaublich. Als wir dort ankamen und durch das Viertel gefahren sind, haben uns alle gespannt angeguckt und sind den Autos gefolgt. Wir sind zu einer Art Fussballplatz gefahren und dort gab es am Rand eine "Schule". Diese besteht aus Holzpaletten mit Guadua (Art Bambus) und es gibt nur einen Raum. Ein- oder zweimal wöchentlich kommt eine Lehrerin und unterrichtet schreiben, lesen und rechnen für umsonst. Viele der Kinder gehen nicht in die Schule, obwohl es auch öffentliche gibt, weil die Eltern sich nicht darum kümmern, da sie selbst nicht in die Schule gegangen sind oder es nicht als wichtig betrachten. Wir haben dann die Autos ausgeladen, die Kisten und Säcke gefüllt mit den Dingen in die Schule getragen und ausgepackt. Dabei haben uns die Menschen geholfen, vor allem die kleinen Jungs wollten immer die schweren Dinge tragen und auspacken. Nach gut einer Stunde ging es dann los. Am Eingang haben wurde schon Schlange gestanden und es kamen immer mehr Leute an. Wir konnten nicht alle aufeinmal reinlassen, weil es wirklich einfach zu viele waren. Meistens haben die Familien auch nur ein Familienmitglied reingeschickt, das dann nach alles Dingen geguckt hatte. Der Rest der Familie hatte dann immer am Eingang gestanden und gewartet und haben sich dann mit Handzeichen und Schreien verständigt. An dem Tag war es wirklich richtig heiss und es war kaum auszuhalten dort in diesem Raum. Ich bin dann einige Minuten raus mit Maria, der Italienerin, und haben ein bisschen die Zeit genutzt was zu trinken und uns die Häuser etwas näher anzusehen. Dabei sind wir immer zu zweit geblieben, weil uns die ganze Sache nicht soooo sicher erschien. Wir sind dann wieder zurück und haben weiter mitgeholfen, die Dinge zu zählen, die bezahlt werden mussten. Wir haben zB. ein Shirt für 1000Pesos (40ct) verkauft und Hosen für 2000Pesos (80ct). Viele Leute hatte für den Tag extra gespart und die Frauen haben das Geld im BH versteckt und oft waren die Geldscheine auch zerknittert mit Rissen. Ich habe mich die ganze Zeit nicht wirklich gut gefühlt, weil ich es wirklich nicht mitansehen kann, wenn Leute so arm sind und es ihnen nicht gut geht. In Deutschland lebt eine Person auf der Strasse, weil diese Person es irgendwie so will, denn in Deutschland gibt es Hilfeeinrichtungen und man wird irgendwie unterstützt, hier in Kolumbien kann davon nicht die Rede sein.. Mit ein bisschen Geld konnten sich die Leute dort viele neue Dinge kaufen und waren am Ende sehr zufrieden. Als wir eingepackt hatten, wurde uns wieder von den Leuten geholfen und sie hatten uns gefragt wann wir denn wiederkommen. An dem Tag haben wir ungefähr 500Euro eingenommen, die meine Mutter dazu nutzt um Geschenke zu Weihnachten für die Kinder dort zu kaufen :).


Lisa